Ende April legten die IG Metall und die Zentralverbände der elektro- und informationstechnischen Handwerke, des Metallhandwerks, des Tischler- und Schreinerhandwerks sowie des Heizungs-Sanitär-Klimahandwerks der Politik einen Forderungskatalog für die Fachkräftesicherung vor. Nun startete in Berlin der darin angemahnte Branchendialog. Im Gespräch mit vier hochrangigen Staatsekretären/-innen ging es u. a. um die Stärkung der dualen Ausbildung.
Um die mit der Energiewende verbundenen Herausforderungen zu stemmen, braucht es qualifizierte Fachkräfte. Doch bereits heute fehlen in den mit der Umsetzung verbundenen Gewerken des elektro- und informationstechnischen, des Metall-, Tischler- und Schreiner sowie Sanitär-, Heizungs- und Klima-Handwerks 190.000 Handwerker/-innen. Bereits im Frühjahr schlugen daher die entsprechenden Bundesverbände, darunter der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH), gemeinsam mit Sozialpartner IG Metall Alarm und wandten sich mit einem Maßnahmenkatalog zur Fachkräftesicherung an die Politik. Das Ziel: den zunehmenden Fachkräftemangel stoppen, das duale Ausbildungssystem stärken und so den Aufbau qualifizierter Fachkräfte für zukünftige Aufgaben fördern, damit die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung erreicht werden.
Nun fand in Berlin der Auftakt zu dem von den Verbänden und der IG Metall eingeforderten Branchendialog statt. Auf Einladung der Parlamentarischen Staatssekretärin Cansel Kiziltepe, diskutierten Vertreter/-innen der vier Bundesverbände – der ZVEH war vertreten durch Präsident Lothar Hellmann und den stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Alexander Neuhäuser – und der IG Metall mit Staatssekretärin Leonie Gebers, Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Staatssekretär Sven Giegold, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Cansel Kiziltepe sowie Dr. Rolf Bösinger, beide Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB). Ein zentrales Thema war dabei die duale Ausbildung, für deren Stärkung und Gleichwertigkeit gegenüber dem Studium sich der ZVEH schon lange starkmacht. Die elektrohandwerkliche Organisation sieht darin einen wesentlichen Schlüssel zur Fachkräftesicherung.
Bei dem Termin in Berlin sprach sich die Initiative für eine Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung aus und machte deutlich, dass das Image und die Wertschätzung gegenüber der Ausbildung nur dann nachhaltig verbessert werden können, wenn eine Ausbildung eine politisch und gesellschaftlich anerkannte Alternative zu einem Studium darstellt. Ein wichtiges Instrument wäre eine im Vergleich zum Studium faire Förderung, wie sie auch der ZVEH fordert. So sollte nach Ansicht des Bundesverbandes künftig stärker in die Ausstattung der Bildungsstätten sowie in die Qualifikation der Lehrenden investiert werden.
ZVEH-Präsident Lothar Hellmann setzte sich im Rahmen der Debatte erneut für das duale Bildungssystem ein und erinnerte an dessen Leistungsfähigkeit. „Wir verschaffen jährlich über 15.000 jungen Menschen eine anerkannte und zukünftig mehr denn je gefragte Vollausbildung und können damit in puncto Fachkräftesicherung deutlich mehr leisten als die Teilqualifizierungen, die aktuell als Allheilmittel für den raschen Aufbau von Personal für zum Beispiel die Wärmepumpenoffensive ins Gespräch gebracht werden“, so der ZVEH-Präsident, der davor warnte, auf diese wenig nachhaltigen „Schnellwaschgänge“ statt auf das bewährte System der dualen Ausbildung zu setzen. Hellmann wies in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass die Anforderungen an die Fachkräfte im Zuge der Energiewende immer komplexer würden und dass es daher nicht einer geringeren, sondern, im Gegenteil, einer höheren Qualifikation bedürfe.
Neben der Ausbildung wurde bei dem Treffen mit den hochrangigen Vertretern/-innen aus den Bundesministerien auch über „gewerkeübergreifendes Arbeiten“ gesprochen. Hier herrschte ebenfalls Einigkeit darüber, dass im Zuge der Sektorkopplung gewerkeübergreifende Kooperationen an Bedeutung gewinnen werden und dass es auch in diesem Punkt der Unterstützung durch die Politik bedarf. Lothar Hellmann verwies dabei noch einmal auf den/die im vergangenen Jahr gestartete(n) Elektroniker/-in für Gebäudesystemintegration als einen konsequent auf die neuen Herausforderungen ausgerichteten elektrohandwerklichen Ausbildungsberuf, der zudem als Weiterbildung konzipiert wurde, die auch dem SHK- Handwerk offensteht.
Darüber hinaus standen bei dem ersten Branchendialog die Themen „Digitalisierung“ und „Bürokratie-Abbau“ auf der Agenda. Hier machte sich insbesondere der ZVEH noch einmal für einen fairen Zugang zu Daten und einen offenen Plattformansatz stark und strich dabei die Bedeutung der Datenökonomie für die Elektrohandwerke heraus. Neben mehr Effizienz durch Digitalisierung forderten Hellmann und Neuhäuser zudem einen weiteren Bürokratieabbau, insbesondere in den Prozessen mit den über 800 Netzbetreibern und ihren uneinheitlichen und willkürlichen Verfahrensweisen.
„Dass es unserer Allianz zur Fachkräftesicherung gelungen ist, nur drei Monate nach Präsentation des Forderungskataloges ein erstes Gespräch mit hochrangigen Vertretern aus den maßgeblich an der Energiewende beteiligten Bundesministerien zu führen, zeigt, dass man auch in Berlin erkannt hat, dass das Handwerk und seine Fachkräfte eine Schlüsselbranche für das Gelingen der Energiewende darstellen“, so ZVEH-Präsident Lothar Hellmann.
Quelle: ZVEH
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