11.05.2022

Einladung zum Branchendialog

Ende April stellten die IG Metall und vier handwerkliche Zentralverbände, darunter der ZVEH, ihren Forderungskatalog für das drängende Fachkräfteproblem vor. In einem zweiten Schritt wurden nun drei Ministerien angesprochen.

Bild: Pixabay – IO-Images

Vor zwei Wochen warnten die Gewerkschaft IG Metall, der ZVEH sowie die Zentralverbände des Sanitär-Heizungs-Klimahandwerks, des Metallhandwerks und des Tischler- und des Schreinerhandwerks davor, dass der Fachkräftemangel und die hohe Arbeitsauslastung im Handwerk eine erfolgreiche Klima- und Energiewende bedrohten. In einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten die Sozialpartner einen Katalog mit fünf Forderungen vor (siehe auch „Aktuelles“-Meldung vom 27. April 2022) und wiesen insbesondere darauf hin, dass der Sanierungsstau in 19,2 Millionen Wohngebäuden bei derzeit bereits 190.000 fehlenden Fachkräften nicht ohne konkrete Maßnahmen seitens der Regierung zu bewältigen sei. Die Verbände repräsentieren insgesamt 169.000 Betriebe mit 1,6 Millionen Beschäftigten.

Zu den in dem gemeinsamen Sozialpartner-Papier aufgestellten Forderungen zählt auch die Aufforderung, mit den Beteiligten in einen Branchendialog zu treten, um belastbare Vereinbarungen im Sinne der Fachkräftesicherung und der Klimaziele zu treffen. Der Grundstein dafür wurde nun mit einem Schreiben an die zuständigen Staatssekretäre beziehungsweise Staatsekretärinnen im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) gemacht.

So erhielten der parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner (BMWK) sowie die parlamentarischen Staatssekretärinnen Cansel Kiziltepe (BMWSB) und Anette Kramme (BMAS) diese Woche Post von den fünf Sozialpartnern. Neben dem gemeinsamen Sozialpartner-Papier enthielt der in dieser Woche versendete Brief eine Einladung zum Austausch.

Der ZVEH hatte bereits zu Jahresbeginn auf den zunehmenden Fachkräftemangel hingewiesen und hat die Politik dazu aufgerufen, den Fachkräfteaufbau schnellstmöglich mit belastbaren Zahlen zu hinterlegen, Konzepte für einen systematischen Aufbau zu definieren sowie flankierende Maßnahmen aufzulegen. Die elektrohandwerkliche Organisation setzt sich für die Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung, höhere Investitionen in die berufliche Bildung und einen auf den bewährten Strukturen des dualen Bildungssystems basierenden Fachkräfteaufbau ein.

Der Forderungskatalog der Sozialpartner umfasst folgende fünf Punkte:

  1. Sofortprogramm: Die Bundesregierung ist aufgerufen, Energieeffizienz, die Dekarbonisierung der Wärmenetze und ein neues Gebäudeenergiegesetz mit konkreten Zielen und Zahlen zu hinterlegen. Dazu zählen konkrete Umsetzungsschritte und verlässliche Sanierungsförderungen. Zudem muss die Politik – im Zuge ihres Monitorings zur Umsetzung der Klimaziele – auch die Fachkräftesituation kontinuierlich und transparent bewerten.
  2. Ausbildung und Qualifizierung: Berufsschulen, Kompetenzzentren und Bildungseinrichtungen des Handwerks arbeiten bereits heute personell und technisch an der Belastungsgrenze und brauchen bessere Ausstattungen. Die Politik muss für eine Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung und für eine gesetzliche Verankerung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) sorgen. Alle beruflichen Bildungswege verdienen ein Klima der Wertschätzung. Dafür ist ein Ausbau des Aufstiegs-BAföG und die Freistellung von Kosten für Fort- und Weiterbildungen wie zum Beispiel die Meisterausbildung notwendig.
  3. Digitalisierung: Dringend erforderlich für die gebäudetechnischen und Ausbauhandwerke sind optimale, digitale Ökosysteme zur Vernetzung von Handwerkern und weiteren Akteuren wie Energieberatern, Genehmigungsbehörden und Fördermittelgebern, um effizient und fachübergreifend zusammenarbeiten zu können.
  4. Tarifbindung: Die Fachkräftesicherung im Handwerk gelingt insbesondere mit guten und tariflich abgesicherten Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. Staatlich geförderte Sanierungsmaßnahmen müssten deshalb für einen fairen Wettbewerb an die Tarifbindung der Unternehmen gekoppelt werden.
  5. Branchendialog: Die Zentralverbände und IG Metall erwarten einen Branchendialog mit der Politik, um belastbare Vereinbarungen im Sinne der Fachkräftesicherung und der Klimaziele zu treffen.


Quelle: ZVEH

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