Alles spricht von Digitalisierung, in der Realität aber ist noch viel zu tun, insbesondere im Bereich von Ämtern und Verwaltung. Das empfindet auch die Mehrheit der Deutschen so. Laut einer jetzt vom Bitkom durchgeführten Umfrage fordern vier von fünf Bundesbürgern (86 %) von ihrer Stadtverwaltung, die Digitalisierung mit mehr Nachdruck zu verfolgen. Drei von fünf Befragten (62 %) stufen ihren Wohnort sogar als digital rückständig ein. Nur etwas mehr als ein Drittel (36 %) bewertet den Digitalisierungsgrad seiner Gemeinde als fortgeschritten.
Mehr Verwaltungsleistungen digitalisieren
80 Prozent der Befragten möchten Verwaltungsangelegenheiten künftig verstärkt über das Internet erledigen. Für 88 Prozent könnte es sogar noch einfacher gehen: Sie finden, dass die Beantragung, Verlängerung und Zusendung von Dokumenten automatisch ablaufen sollte. Drei Viertel (76 %) würden den elektronischen Personalausweis beim Online-Amt nutzen. Ähnlich viele (75 %) sprechen sich für ein einheitliches Servicekonto aus, über das man sich identifizieren, authentifizieren und Zugang zu allen digitalen Verwaltungsleistungen haben kann. Dazu würde sich sogar jede beziehungsweise jeder Zweite (58 %) bereiterklären, seine Stammdaten einmalig bei einer Behörde zu hinterlegen und auch die Erlaubnis erteilen, dass diese zwischen Behörden ausgetauscht werden können.
Besonders hoch im Kurs stehen digitale Angebote für Familien und Kinder. So würden 56 Prozent gerne Familienleistungen online beantragen, ähnlich viele (55 %) die Geburtsurkunde und -bescheinigung. Darüber hinaus würden jeweils 94 Prozent ein zentrales Anmeldeportal für Kindergärten und Schulen sowie einen automatischen Vorschlag für einen Kitaplatz gutheißen. Für die Schulen wünschen sich 98 Prozent eine gute IT-Ausstattung und 88 Prozent ein digitales Schwerpunktprogramm an ihrem Wohnort.
Digitalisierungsziele in Gefahr
Ob sich das alles noch in den kommenden zwölf Monaten umsetzen lassen wird, bleibt abzuwarten. Dabei müssen gemäß Onlinezugangsgesetz bis Ende 2022 alle 575 Verwaltungsleistungen digital verfügbar sein. 314 werden gegenwärtig aktiv bearbeitet, 115 davon befinden sich in der Planungs- und 199 in der Umsetzungsphase. Da wundert es wenig, wenn knapp zwei Drittel (64 %) der Deutschen eine fristgerechte Umsetzung bezweifeln.
Auch digitale Sicherheitskonzepte stoßen auf großes Interesse. So würden sich fast alle Befragten (96 %) Katastrophenwarnungen von den Behörden via Smartphone wünschen. Aber auch bei der örtlichen Sicherheit zeigen sich viele offen: Bodycams, also am Körper getragene Videokameras, befürworten 86 Prozent bei der Feuerwehr und 82 Prozent bei der Polizei. Vier von fünf (79 %) Umfrage-Teilnehmern sprechen sich zudem für eine datenschutzkonforme Videoüberwachung an öffentlichen Orten aus. Drei Viertel (75 %) sind für den Ausbau der Onlinewachen bei der Polizei und sieben von zehn (70 %) für den Einsatz von Drohnen bei Großveranstaltungen.
Mehr Zuständigkeiten für den Bund
Stadt und Land stehen vor großen Herausforderungen, bei denen die Digitalisierung unterstützen kann. Fast neun von zehn Befragten (88 %) stimmen der Aussage zu, dass Städte und Gemeinden ihre Digitalisierung vorantreiben müssen, um nicht abgehängt zu werden. Und für 79 Prozent ist klar: Die Digitalisierung hilft dabei, gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu schaffen.
Um das Digitalisierungstempo in Städten und Gemeinden zu steigern, sprachen sich vier von fünf Befragungsteilnehmern (81 %) dafür aus, dem Bund mehr Zuständigkeiten zuzugestehen, damit bundesweite Standards geschaffen werden können.
Quelle: Bitkom / ZVEH
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