Dass Klimaschutz kein leeres Wort mehr sein darf – die Flutkatastrophe Mitte Juli hat es schmerzlich gezeigt. Binnen Stunden verloren Tausende Menschen in den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, aber auch in Bayern, Baden-Württemberg und dem Saarland ihre Existenzgrundlage. Orte wurden regelrecht von den Fluten überrollt. Es herrschte Katastrophenalarm, und vielerorts dauerte es Tage, bis die zerstörte Infrastruktur – unter anderem Strom- und Telekommunikationsnetze – notdürftig wiederhergestellt war.
Einer, der beschloss, direkt mit anzupacken und zu helfen, ist Dominik Tietz, seines Zeichens Elektromeister und Inhaber von Elektrotechnik Tietz im nur fünf Kilometer Luftlinie von Bad Ahrweiler entfernten Königsfeld. „Der ganze Landstrich war quasi weg“, erinnert sich Tietz. Während andere die Bilder von Schlammmassen und eingestürzten Häusern erst einmal verdauen mussten, zögerte der junge Meister nicht und beschloss, auf Instagram einen Aufruf abzusetzen und um Unterstützung zu bitten: „Mir war relativ schnell klar, dass es für einen möglichst schnellen Wiederaufbau vor allem Strom brauchen würde.“
Und so nutzte Tietz die eigenen Connections und rief Unternehmen aus der E-Branche kurzerhand dazu auf, Baustromverteiler und Stromaggregate zur Verfügung zu stellen. Mit erstaunlichem Erfolg. Der Beitrag wurde binnen kurzer Zeit tausendfach geteilt. Dass Promis wie Ex-Modern-Talking-Sänger Thomas Anders ebenfalls die Werbetrommel rührten und den Beitrag über ihre Kanäle verbreiteten, tat ein Übriges. Das Beste aber war: „Wir waren unserer Zeit ein ganzes Stück voraus, haben schon reagiert, als noch keiner an den späteren Strombedarf gedacht hat“, erinnert sich Tietz.
Von der Resonanz noch völlig überwältigt, stand der Jungmeister allerdings schnell vor einem ganz anderen Problem: Wohin mit all den gelieferten Teilen? Doch auch hier zeigte sich: Wahre Hilfsbereitschaft zeigt sich gerade in der Not: Ein benachbartes Unternehmen, die Firma „Maschinenbau Schiele“ in Niederzissen, bot dem Organisator an, die Geräte auf dem Firmengelände zu lagern, zudem erklärten sich viele Mitarbeiter bereit, ihren Urlaub zu opfern, um zu helfen. Obermeister Christian Müller und Innungskollege Frank Simonis halfen ebenfalls dabei, den steigenden Strombedarf im Ahrtal zu bewältigen.
Mit der Lösung des Lagerproblems war die Arbeit für den Elektrotechnik-Meister allerdings noch lange nicht beendet. Schließlich galt es, ankommende Unterstützung zu sichten, zu inventarisieren und anschließend dafür zu sorgen, dass jedes Gerät schnellstmöglich dort landete, wo es am meisten benötigt wurde. Dass im Rahmen der Zuteilungsarbeit auch ein Hubschrauber der Polizei landete, um benötigtes Material zu verladen, zählt dabei zu den Höhepunkten der Tätigkeit als Organisator.
Bis zu 300 Telefonate führte Tietz täglich – das eigene Geschäft musste in den vergangenen drei Wochen warten. Glück für Tietz, dass er sich hier auf seine Mitarbeiter verlassen konnte. Sein Resümee ist dennoch durchweg positiv: „Wir Helfer sind mittlerweile fast wie eine Familie. Und mit den Mitarbeitern des als Lager dienenden Unternehmens sind sogar richtige Freundschaften entstanden.“
Entsprechend kurz muss der Elektrohandwerker dann auch überlegen, ob er sich in dieser Weise noch einmal engagieren würde. „Ich würde das wieder machen“, sagt Tietz im Brustton der Überzeugung, und spricht damit sicherlich auch den vielen (Branchen-)Kolleginnen und -Kollegen aus der Seele, die sich kurz nach der Katastrophe aus allen Teilen Deutschlands in die Überschwemmungsgebiete aufmachten, um dort zu helfen und ihr Know-how in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Und diese Unterstützung, daran lässt Tietz keinen Zweifel, wird noch sehr lange nötig sein, soll der Wiederaufbau gelingen.
Quelle: ZVEH
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