Bislang, das zeigten drei Corona-Sonderumfragen sowie die traditionellen Konjunkturbefragungen des ZVEH, sind die Elektrohandwerke gut durch die Krise gekommen. Die Branche konnte auch 2020 ein Wachstum beim Umsatz, bei den Beschäftigtenzahlen und sogar bei den Auszubildenden verzeichnen. Der Geschäftsklimaindex hatte sich nach kurzem Einbruch zu Beginn der Pandemie längst wieder bei stabilen 80 Punkten eingependelt. Damit zeigte sich die Branche als insgesamt sehr krisenfest.
Volle Auftragsbücher
Auch die zukünftige Geschäftssituation beurteilten die Mitgliedsbetriebe bei der Ende März 2021 durchgeführten ZVEH-Frühjahrskonjunkturumfrage sehr positiv – nicht zuletzt deshalb, weil die Auftragsbestände wieder deutlich gestiegen waren. 49 Prozent der befragten E-Betriebe lagen bereits wieder Aufträge für einen Zeitraum von zwei und mehr Monaten vor. Ein starkes Signal!
Lieferengpässe und gleichzeitig starke Preissteigerungen
Nun droht der Branche trotz voller Auftragsbücher und anziehender Nachfrage Unheil. Denn zum einen können Aufträge aufgrund sich verschärfender Lieferengpässe bei nahezu allen relevanten Produkten nicht mehr abgearbeitet werden – erste Lieferengpässe hatte es bereits im Frühjahr 2020 gegeben, damals waren vor allem Produkte aus den Bereichen „Licht und Beleuchtung“, „Gebäudeautomation“ sowie „Erneuerbare Energien“ und „Elektrogeräte“ betroffen. Zum anderen reagieren die Hersteller mit zum Teil empfindlichen Preissteigerungen auf die stark zunehmende Materialknappheit.
Preissteigerungen können nicht an Kunden weitergegeben werden
Für die Elektrohandwerke wird beides zum Problem: Sie können die höheren Preise nicht so einfach an ihre Kunden weitergeben und müssen im schlimmsten Fall Aufträge aufgrund fehlenden Materials und fehlender Bauteile auf Eis legen oder sogar komplett absagen. Bei den Kunden, für die der jeweilige Elektrohandwerker vor Ort Ansprechpartner ist, sorgt das, insbesondere in Krisenzeiten, für Unverständnis und Unmut.
Die elektrohandwerklichen Betriebe aber treffen Lieferengpässe und Preissteigerungen an einer empfindlichen Stelle: Ändert sich nichts an der Situation, droht vielen das Schicksal, in absehbarer Zeit Kurzarbeit anmelden und dramatische Einnahmeausfälle verkraften zu müssen. Es droht eine wirtschaftliche Schieflage ohne Not!
Appell der E-Handwerke
„Die Elektrohandwerke mit ihren 516.000 Beschäftigten und 46.000 Auszubildenden waren in der gesamten Corona-Krise ein Wirtschaftsmotor. Unsere Mitgliedsbetriebe haben aufgrund ihrer Systemrelevanz trotz der Pandemie weitergearbeitet, nur selten Kurzarbeit angemeldet und damit nicht zuletzt wirtschaftlich für Stabilität gesorgt“, macht ZVEH-Präsident Lothar Hellmann deutlich: „Es kann daher nicht sein, dass nun unsere Branche die Liefer- und Beschaffungsprobleme sowie die Materialknappheit ausbaden muss. Auch verwahre ich mich dagegen, dass die Hersteller den E-Handwerken den Schwarzen Peter zuzuschieben versuchen, indem sie damit argumentieren, das Handwerk stelle bezüglich der Auftragsabarbeitung den Flaschenhals dar. Die Elektrohandwerke sind hinsichtlich der Beschäftigten- und Lehrlingszahlen sogar in der Krise weitergewachsen und stellen innerhalb des dreistufigen Vertriebs von jeher einen starken Partner dar. Wollen wir die Corona-bedingten Probleme bewältigen, geht das nur gemeinsam, indem wir nach konstruktiven Lösungen suchen.“
Der ZVEH appelliert daher an Hersteller und Elektrogroßhandel, gegen die Engpässe in der Lieferkette anzugehen und die Problematik nicht durch überzogene Preissteigerungen weiter zu verschärfen.
Quelle: ZVEH
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